IGeL-Leistungen Schwangerschaft – von Ihnen frei zu wählende individuelle Vorsorgeleistungen

Sie sind schwanger und erwarten ihr Baby! Unseren ganz herzlichen Glückwunsch hierzu. Nun beginnt für Sie eine neue aufregende Zeit, geprägt von Glück und Vorfreude auf Ihr Kind.

Mit dieser Übersicht erläutern wir Ihnen, welche Untersuchungen wir im Laufe der Schwangerschaft durchführen. Hierbei unterscheiden wir zwischen der Vorsorge im Rahmen der gesetzlichen Mutterschaftsrichtlinien und zwischen von Ihnen frei zu wählenden individuellen Vorsorgeleistungen. Diese können die Sicherheit für Mutter und Kind erhöhen.

Termin SSW Gesetzliche Vorsorgeleistungen Individuelle Vorsorgeleistungen
1 4–8 SS-Feststellung, Untersuchung Muterpassanlage,
Urintest auf Zucker und Eiweiß, Blutdruckmessung, Chlamydienscreening aus dem Urin, Blutentnahme:
Blutgruppe, Antikörpersuchtest, Röteln, Lues (Syphilis),Windpocken falls nötig
HIV mit Ihrer Zustimmung, Hämoglobin
1. Toxoplasmose-, Cytomegalie-, Ringelröteln- Screening
2 9–12 Mutterschaftsvorsorgeuntersuchung
1. Basis-Ultraschalluntersuchung
 
2+ 12–14 falls anstehend: Krebsvorsorgeabstrich des Gebärmutterhalses, Grippeimpfung Erst-Trimester-Screening, NIPT (fetale DNA aus mütterlichem Blut), früher differenzierter Ultraschall, Präeklampsie-Screening
3 15–18 Mutterschaftsvorsorgeuntersuchung  
4 9–22 Mutterschaftsvorsorgeuntersuchung
2. Basis-Ultraschalluntersuchung
Tokogramm (Wehenschreiber)
2. Toxoplasmose-, Cytomegalie-, Ringelröteln- Screening
5 23–28 Mutterschaftsvorsorgeuntersuchung, CTG
Diabetes-Screening mit 50gOGTT
 
6 29–32

Mutterschaftsvorsorgeuntersuchung,

falls Rhesus-negativ Anti-D-Prophylaxe, CTG
3. Basis-Ultraschalluntersuchung

3. Toxoplasmose-, Cytomegalie-, Ringelröteln- Screening
7 32-33 Mutterschaftsvorsorgeuntersuchung, CTG
Hepatitis-B Antigen-Bestimmung
 
8 34–36 Mutterschaftsvorsorgeuntersuchung, CTG ß-Streptokokken-Screening
9 37–38 Mutterschaftsvorsorgeuntersuchung, CTG
Vorstellung in der Geburtsklinik
 
10 39–40 Mutterschaftsvorsorgeuntersuchung, CTG  

Erst-Trimester-Screening: Früher Fehlbildungsultraschall und Wahrscheinlichkeitsermittlung für die Trisomien 13, 18 und 21

Erkrankungen des ungeborenen Kindes können unterschiedliche Ursachen haben: Chromosomenstörungen, Erbkrankheiten oder anlagebedingte Fehlentwicklungen der Organe.

Jenseits der 12+0 Schwangerschaftswoche ist das Fehlgeburtsrisiko nur noch sehr gering. Von 1.000 Feten werden 970 gesund geboren werden. 26 Feten weisen eine zum Teil schwere Fehlbildung auf bei normalem Chromosomensatz, 4 Feten haben eine Trisomie – zumeist Trisomie 21, selten eine Trisomie 13 oder 18.

Chromosomenstörungen sind Veränderungen der Anzahl oder des Aufbaus der Gene. Jeder gesunde Mensch hat in jeder Zelle seines Körpers genau 46 Chromosomen. Während des Austausches der mütterlichen und väterlichen Erbinformationen zu Beginn der Schwangerschaft kann es zu zufälligen Verteilungsfehlern kommen. Der bekannteste und häufigste ist die Trisomie 21, also das drei- statt zweifache Vorkommen des Chromosoms 21, bekannt als Down-Syndrom.

 

 

Kind in der 13. Schwangerschaftswoche mit normaler Nackentransparenz

 

Wahrscheinlichkeit für die Trisomie 21

 

 

In der 12. Schwangerschaftswoche ist das Risiko höher als bei der
Geburt, da viele betroffene Kinder im weiteren Schwangerschaftsverlauf
sterben. Durch die Messung der Nackentransparenz – eine Wasseransammlung
(Ödem) unter der Haut des Nackens – in der 12. bis 14.
Schwangerschaftswoche, kann eine individuelle Risikoberechnung für das
Vorliegen einer Trisomie 21 sowie für die  Trisomien 13 und 18 durchgeführt werden.

Darüber hinaus findet man bei Kindern mit krankhaft erweiterter
Nackentransparenz gehäuft Herzfehler, Skelettfehlbildungen und andere
Krankheitssyndrome.

Durch die zusätzliche Bestimmung zweier mütterlicher
Bluteiweißstoffe (PAPP-a, freies b-hCG) kann die bereits hohe
Erkennungsrate von 80 Prozent auf 90 Prozent gesteigert werden.

Dieser Info-Text kann Ihnen nur einen ersten Überblick geben. Im
ausführlichen Beratungsgespräch mit uns werden offene Fragen dieser
medizinisch und ethisch komplexen Problematik erörtert.

Einen Termin zur Untersuchung können Sie direkt in einer spezialisierten Praxis für Pränataldiagnostik  – vorzugsweise von der 12+1 bis 13+6
Schwangerschaftswoche – vereinbaren.

Der sichere Ausschluss von Chromosomenstörungen ist jedoch nur
durch eine Entnahme von Mutterkuchengewebe (Chorionzottenbiopsie) oder
eine Fruchtwasserpunktion (Amniozentese) möglich. Diese invasiven Tests
haben jedoch ein etwa 0,1%iges Risiko der Fehlgeburt: d.h. 1 von 1.000
Kindern überlebt den diagnostischen Eingriff nicht!

Eine neue pränataldiagnostische Möglichkeit ist die nicht
invasive pränatale Testung (NIPT), die 99 Prozent der Kinder mit einer
Chromosomenstörung ermittelt. Die Kosten dieser Untersuchung werden seit dem 01. Juli 2022 bei bestimmten Voraussetzungen von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen: wenn sich aus anderen Untersuchungen – z.B. einem auffälligem Erstrimesterscreening – ein Hinweis auf eine Trisomie ergeben hat, oder wenn eine Frau im Gespräch mit ihrer Frauenärztin oder ihrem Frauenarzt zu der Überzeugung kommt, dass dieser Test in ihrer individuellen Situation nötig ist.

Weiterführende Informationen finden Sie auf pränatal-dorsten oder auf pränatalmedizin-scharf.

Die Toxoplasmose ist eine durch Parasiten übertragene
Infektionskrankheit, deren rechtzeitige Erkennung in der Schwangerschaft
von besonderer Bedeutung ist. Die Erreger (tierische Einzeller –
ähnlich den Amöben) werden aus dem Darm von Katzen mit dem Kot
ausgeschieden und gelangen mit ungenügend erhitztem (rohem) Fleisch oder
sonstigen verunreinigten Lebensmitteln zum Menschen.


Bei einer Erstinfektion in der Schwangerschaft können, abhängig
vom Zeitpunkt im Schwangerschaftsverlauf, vielfältige Schädigungen für
das ungeborene Kind resultieren. Die häufigsten Erkrankungen sind:


  • Netzhautentzündungen bis zur Erblindung
  • Hydrocephalus (Wasserkopf)
  • Hepatitis (Leberentzündung)
  • Epilepsie (Anfallsleiden) aufgrund von Verkalkungsherden im Gehirn

In Deutschland liegt der Durchseuchungsgrad (gleichbedeutend mit
Immunität) der Bevölkerung mit Toxoplasmose bei etwa 50%. Die
Infektionsrate der Kinder während der Schwangerschaft beträgt ca. 7 auf
1000 Neugeborene.

Durch eine gezielte antibiotische Behandlung in der
Schwangerschaft ist es möglich nahezu alle schweren Folgezustände der
Erstinfektion zu verhindern. Die besondere Problematik der Toxoplasmose
besteht darin, dass ihr Auftreten meist völlig symptomlos erfolgt: eine
rechtzeitige Erkennung in der Regel also nicht möglich ist.

Auch durch die Einhaltung der bekannten Vorsichtsregeln – kein
rohes Fleisch essen, Obst und Gemüse gründlich waschen, Katzenklo nicht
selber säubern – ist eine Eindämmung der Erkrankung nicht gelungen. So
ist in einigen europäischen Ländern (z.B. Österreich und Frankreich) die
routinemäßige Bestimmung der Toxoplasmose-Antikörper im Blut der
werdenden Mutter längst Bestandteil der Mutterschaftsvorsorge geworden.

Für Deutschland existieren zur Zeit keine verbindlichen
Regelungen, obwohl Frauenärzte die Einführung des Toxoplasmosescreenings
seit langer Zeit fordern. Derzeit ist eine Antikörperbestimmung nur bei
einem akuten Kranheitsverdacht zu Lasten der gesetzlichen Krankenkasse
möglich, was aber den oben genannten Besonderheiten dieser Infektion in
keiner Weise gerecht wird.

Wir raten daher allen unseren schwangeren Patientinnen zur
Durchführung eines Toxoplasmose-Suchtests zu Beginn der Schwangerschaft!
Bei Nachweis einer Immunität – also ausgestandener eigener Infektion –
entfällt die Notwendigkeit weiterer Kontrollen. Im Falle der Negativität
werden erneute Kontrollen im Intervall von 8 bis 12 Wochen empfohlen,
um eine unerkannte frische Infektion sicher ausschließen zu können.

Im Erkrankungsfall werden selbstverständlich alle notwendigen
Untersuchungen und Therapiemaßnahmen mit den gesetzlichen Krankenkassen
abgerechnet.